Die Geschichte der Handfächer

Wer kennt es nicht, das Bild der schönen Pharaonin Cleopatra, wie sie auf ihrer Sänfte liegt, während Diener ihr mit großen Fächern aus prächtigen Pfauenfedern frische, kühle Luft zufächeln?

Aber auch in Asien haben Fächer eine jahrtausendalte Tradition und sind bis heute mehr als nur ein praktisches Accessoire. In Europa hatten Handfächer im 18. und 19. Jahrhundert ihren kulturellen Höhepunkt – aber von Anfang an…

Inhaltsverzeichnis

Handfächer der damaligen Zeit

Die ältesten Funde von Fächern finden sich schon im Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun. Der große, goldene, Fächer war reich mit Edelsteinen und Straußenfedern bestückt und kann heute im ägyptischen Museum in Kairo besichtigt werden.

Schon damals stellte der Fächer ein Symbol von Macht und Reichtum dar. Die Fächer der damaligen Zeit dienten neben der Abkühlung auch als Schutz vor Staub, lästigen Insekten und Sonne. Sie wurden keinesfalls vom Pharao selbst, sondern von seinen Sklaven gehalten und gewedelt. Ähnlich große, allerdings mit Papier oder Seide bespannte Fächer fanden zur gleichen Zeit an den Höfen der chinesischen Kaiser Anwendung.

In China entwickelten sich auch die ersten Handfächer, damals noch als starre, nicht zusammenklappbare Blattfächer. Von dort verbreiteten sie sich im 6. Jahrhundert über Korea bis nach Japan, wo sie bis heute fest in der Kultur verankert sind. Die Japaner entwickelten die Blattfächer weiter und die ersten faltbaren Handfächer entstanden. Neben Varianten aus Papier und Seide entwickelte sich in Japan auch der Kampffächer – eine verborgene Waffe der Samurai.

Portugiesische Seefahrer brachten die kunstvoll gefertigten und weniger gefährlichen Handfächer dann im 16. Jahrhundert auch nach Europa, wo sie sich rasch als Statussymbol an Königshöfen und im Hochadel etablierten.

Im Wandel der Zeit

Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden Handfächer in Europa sowohl von Männern, als auch von Frauen getragen. Die teure und aufwendige Herstellung machte den Handfächer zu einem Luxusgut, der lange Zeit dem Adel vorbehalten war. Mit der französischen Revolution 1789 ging jedoch ein Ruck durch die Modewelt. Die bis dahin pompöse und viel verzierte Mode der Männer wurde schmucklos und praktisch. Auch der Handfächer musste im Rahmen dieser Entwicklung weichen und blieb fortan den Frauen vorbehalten. Günstigere Materialien und vereinfachte Herstellung durch die industrielle Revolution sorgten ab der Mitte des 19. Jahrhundert dann dafür, dass Handfächer auch für die breite Masse zugänglich wurden – so wurde der Handfächer zwar zu einem nahezu unverzichtbaren Accessoire für jede Frau, die etwas auf sich hielt, sein ursprünglicher Zweck des Kühlens ging jedoch zugunsten des an die Mode angepassten Designs fast gänzlich verloren.

Im 1. Weltkrieg verschwand der Handfächer dann in der modischen Versenkung.

Der Handfächer als Kunstobjekt

Die kunstvolle Gestaltung der Handfächer und damit der Wandel von einem reinen Alltagsgegenstand zum kunsthandwerklichen Objekt begann im 11. Jahrhundert in der chinesischen Song-Dynastie. Die von den Japanern entwickelten und in China verfeinerten Faltfächer waren damals im asiatischen Raum weit verbreitet und hauptsächlich mit Papier oder dünner Seide bespannt. Dichter und Maler begannen, ihre Werke auf Handfächern zu verewigen und bald wurden derart gestaltete Fächer zu beliebten Abschiedsgeschenken für Freunde. Das außergewöhnliche Material setzte hohes künstlerisches Geschick voraus.

In Europa waren zu Beginn der Renaissance vor allem Feder- und Faltfächer beliebt. Sie wurden aus Gold hergestellt, mit hochwertigster Seide bespannt und teuren Juwelen verziert.

Im 17. Jahrhundert wurden dann auch in Europa die Fächerblätter der Handfächer aufwändig bemalt und bestickt. Die beliebtesten Themen waren hierbei die römische Mythologie und Geschichte sowie Szenen aus der Bibel. Im 18. Jahrhundert hielten historische Ereignisse und romantische Darstellungen ebenso wie gestickte und gemalte Verzierungen auf Seide Einzug auf den Fächerblättern. Hochwertige Seidenfächer mit Stäben aus edlen Materialen wie Elfenbein oder Perlmutt wurden zu beliebten Hochzeitsgeschenken der Oberschicht – denn außer ihnen konnte sich niemand diese teuren Fächer leisten.

Im 19. Jahrhundert dominierte schlichte Ländlichkeit, der sich auch das Design der Handfächer unterwarf – sie waren kaum größer als eine Handfläche und dienten nur mehr als modisches Accessoire. Die Motive wurden vielfältiger, aber auch romantischer, anstatt römischer Geschichte fanden sich nun vermehrt Szenen aus der Literatur auf den Fächerblättern.

Große Fächer mit prächtigen Bildern wurden als Wanddekoration immer beliebter.

Mit der großen Popularität entwickelte sich auch die Fächersprache.

Die Fächersprache – Kommunikation ohne Worte

Dass Handfächer spätestens im 18. Jahrhundert von Damen genutzt wurde, um dezent und nonverbal flirten zu können ist unbestritten und nur all zu verständlich. Die Fächerblätter eines aufgeklappten Handfächers schreien geradezu danach, kokett hinter ihnen hervorzublinzeln.

Ob es tatsächlich eine Art Code gab, mit der kommuniziert werden konnte, ist bis heute nicht belegt, obgleich es in London und Paris Fächerakademien gegeben haben soll, in denen die Damen und Herren des Adels die Fächersprache und deren Bedeutung erlernen konnten.

Da es allerdings nur ein einziges Buch gibt, was eine Anleitung für die Fächersprache liefert – es wurde 1757 vom Fächerhersteller Jean Pierre Duvelleroy herausgegeben und fortan als Beigabe zu den teuren Handfächern des Herstellers geliefert – liegt die Vermutung nahe, dass die Fächersprache vor allem ein cleverer Marketing-Trick war.

Fächer in Asien

In Asien gelten Fächer bis heute als beliebtes und praktisches Accessoire sowohl für Männer als auch für Frauen. Bis heute erfreuen sich die starren, runden Blattfächer und die handlichen Faltfächer ungebrochener Beliebtheit. In der klassischen chinesischen Literatur haben Handfächer oft eine tragende Symbolik.

Und auch im traditionellen Fächertanz kommt dem Fächer, wie der Name schon verrät, eine tragende Rolle zu. Er betont die Armbewegung, dient aber auch dazu, das Gesicht des Tänzers zu verbergen oder erscheinen zu lassen.

Im alten Japan war der Tessen, der Kampffächer, unter Samurai weit verbreitet. Betrat ein Samurai das Haus eines anderen, war es üblich, sein Schwert an der Haustür abzulegen. Der Fächer jedoch wurde als unauffällige Geheimwaffe am Körper getragen.

Auch in China gab es Kampffächer, diese wurden aber, anders als in Japan, nicht nur von Kriegern, sondern vor allem von Shaolin-Mönchen und Frauen getragen, um sich selbst verteidigen zu können.

Tags: Handfächer

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